Schon seit einigen Jahren bietet das staatlich subventionierte Cannabis-Enzugs-Begleitprogramm "quit the shit" hierbei Hilfe an. Das Prinzip geht so: Man meldet sich an und beginnt in einem passwortgeschützten Online-Tagebuch sein Tagesgeschen vor allem bzgl. des Entzuges und etwaige Probleme 50 Tage lang aufzuschreiben (man muss auch nicht völlig aufhören mit dem Kiffen um daran teilzunehmen, es genügt das Vorhaben, den Konsum zu reduzieren!). Einmal wöchentlich bekommt man dann einen Kurzbericht von einem speziell dafür ausgebildeten Psychologen (keine studentische Aushilfskraft o.ä.) mit weiteren Tipps etc. dazu und wenn man möchte, kann man mit diesem auch eine Chat-Unterredung führen.
Das beste daran empfand ich damals, dass man sich sein Tagebuch als .pdf speichern und zur Selbstreflexion später nochmal durchlesen kann - so manche Erkenntnis gewann ich dadurch und Fehler wurden nicht 2 mal gemacht. Außerdem ist die Aufsicht unter Fachpersonal - wenn auch virtuell - Ansporn durchzuhalten. Meine Erfahrung mit "quit the shit" ist also durchweg positiv. Sinnvoll kann es auch sein, einem Bekannten oder Freund diese Seite vorsichtig ans Herz zu legen oder offen vorzuschlagen, wenn er ohnehin mit dem Kiffen demnächst aufhören möchte.
Alles Gute! https://www.quit-the-shit.net/qts/public/einstieg/einstieg.do
Erfahrung mit "quit the shit" UPDATE:
Ich habe auf dem Rechner doch tatsächlich noch das etwa 10 Jahre alte Entzugstagebuch gefunden und werde euch nun einen Auszug eines der wöchentliche Kommentare durch ein Teammitglied ovn quit the shit geben. Daran sieht man, wie viel Mühe sie sich geben und was für ein Engagement gezeigt wird. Doch Achtung, der Kommentar ist recht lang:
Kommentar:
Hallo X,
in den letzten 7 Tagen ist es Dir wieder ohne Ausnahme gelungen erfolgreich auf das Kiffen zu verzichten. Damit bist Du nun seit 5 Wochen abstinent. Meine Glückwünsche dazu!
Die Rückmeldung Deiner Freundin vor versammelter Runde hat Dir zu denken gegeben. Die ehrliche Meinung von Freunden, die einen seit Jahren kennen, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Du kannst Dich glücklich schätzen Freunde zu haben, die so offen und ehrlich mit Dir sind. Und die Tatsache, dass Du ihnen so viel bedeutest, sagt auch etwas über Dich aus.
Was Deinen Zweizeiler angeht so möchte ich Dir zu etwas Vorsicht raten. Er klingt zwar ganz gut, doch bezweifele ich dass er so wirklich stimmt. Wenn Du in Deinem Tagebuch von Glücklichsein sprichst (Deine Beziehung zu Deiner Freundin, das Umsetzen von guten Vorsätzen, etc.), dann tritt dieses Gefühl meines Erachtens eher dann auf wenn es Dir gelungen ist auf Drogen zu verzichten^). Während Du Dich nach (übermäßigem) Drogenkonsum (z.B. die Line Amphe) depressiv fühlst. Solch ein Zweizeiler wirkt aber seinerseits wie ein Mantra, eine Autosuggestion/Selbsthypnose-Induktion. D.h. indem Du Dich immer wieder auf diesen Zweizeiler beziehst, läufst Du Gefahr Dir einen Zusammenhang (Drogen und Glück) einzureden, der so gar nicht existiert, im Gegenteil. Vielleicht ist es an der Zeit für einen neuen Zweizeiler, der Deine Wünsche, Deine Bereitschaft und Deinen Änderungswillen beschreibt...
Es freut mich dass Du Dich inzwischen aktiv um einen Therapeuten bemühst. Den richtigen zu finden ist meist mit Anstrengung verbunden. Umso größer ist die Belohnung wenn es dann geklappt hat. Was Deine Therapeutensuche betrifft, so habe ich übrigens noch eine andere Idee: Viele Therapeuten haben gewissen Berührungsängste gegenüber Klienten, die aktuell Drogen konsumieren. Die Therapeuten, die besser damit umgehen können, werden von Drogenberatungsstellen vermittelt. D.h. Du kontaktierst die nächste Drogenberatungsstelle in Deiner Region du fragst nach geeigneten Therapeuten in Deiner Nähe. Verzeichnisse von Drogenberatungsstellen findest Du z.B. unter diesen beiden Links:
http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/dhsidx.html
http://www.bzga.de/ > Beratungsstellen > Suchtberatungsstellen
Schön dass Dir meine Antworten so viel Kraft geben. Das ist ein guter Grund dieses Programm auch in den nun folgenden 3 Wochen des Programms weiter zu nutzen. Ich verabschiede mich aber schon jetzt bei Dir da mein befristeter Vertrag bei Drugcom diese Woche endet und ich in Zukunft nur noch aushilfsweise als Urlaubsvertretung für meine Koleginnen hier arbeiten werde. In der verbleibenden Zeit wirst Du von meiner Kollegin Y. betreut, die mindestens ebenso gute Arbeit macht wie ich. Wenn Du es ausdrücklich wünschst, dann kann ich wahrscheinlich im Februar noch das Abschlussgespräch im Chat mit Dir führen, da ich dann noch einmal 2 Wochen zur Aushilfe hier bin. Voraussetzung ist aber dass Du bis zum Ende der 50 Tage teilnimmst. Ich für meinen Teil drücke Dir auf jeden Fall schon einmal an dieser Stelle die Daumen für die kommende Zeit!
Alles Gute und bleib dran,
X. vom Drugcom-Team