Diskutiert wird außerdem über eine Erweiterung der Zielgruppe von Teenagern hin zu Journalisten und Politikern; alles für die Volxgesundheit, versteht sich. Zunächst kam diese Idee vom Facebook-Account des PR-Sprechers der Regierungspartei auf, bekam dann aber sogar Schützenhilfe von Parteikollegen. Da die „Fidesz“ mit einer zweidrittel-Mehrheit in Ungarn regiert, könnte sie dieses Gesetz im Alleingang durchbringen. Erste Detailinformationen sickerten nun zu den geplanten Drogentests durch. Sol müssen bei Jugendlichen die Eltern ihr Einverständnis geben und außer ihnen erfahre nur der Arzt vom Ergebnis. Wegen der realistischeren Einschätzung der Drogenlage sollen die Test unangekündigt erfolgen und sogar auf die neuen „legal highs“, also Designerdrogen wie Räuchermischungen und Badesalze, erweitert werden. Zudem prüfe man, wie es mit der Einbindung von Politikern und Journalisten aussehe, ob dies rechtlich möglich sei und sogar verpflichtend.
Kritik an diesem Gesetzesvorschlag wiegelte die Partei ab mit dem Hinweis, etwaige Verfassungsbedenken wären obsolet, da das Gesetz den nationalen Interessen diene. Überdies argumentierte man in gewohnt schwacher Drogenrepressionsrhetorik, dass diejenigen, die gegen das Gesetz seien für Drogen seien. Black-White-Viewing at its best!
Sollte kein großer Widerstand wie kürzlich gegen die geplante Internetsteuer entstehen, wird das Gesetz Anfang 2015 zur Abstimmung gegeben. An Ungarn kann man also deutlich sehen, was passiert, wenn eine Alleinregierung mit 2/3 Mehrheit herrscht. Und wenn sie dann noch konservativ ist, kommt eben so etwas bei raus. Heißt für euch: wählt klug und keine der üblichen Systemparteien. Drogenpolitisch ist eigentlich nur DIE LINKE zu empfehlen (siehe Parteiprogramm), weil unter Rot-Grün damals Ende der 90er das Hanfsamenverbot erlassen wurde und die Grünen zeigten, dass sie nicht bereit sind, unkonventionelle Forderungen wirklich durchzusetzen.